Kaum etwas anderes verkörpert den Geist der 60er und 70er Jahre so, wie die Muscle Cars. Muscle Cars stehen für Kraft, Freiheit, jugendliche Rebellion, ungehorsamen und passten somit wunderbar in das Lebensgefühl dieser Zeit. In der sich die Jugendlichen nicht mehr länger von den konservativen Erwachsenen unterdrücken lassen wollten. Lange Haare, Rockmusik, freie Liebe und eben Muscle Cars waren die Symbole der jungen Rebellen. Muscle Cars waren meiste Coupés oder Cabrios, angesiedelt in der Mittelklasse.
Charakteristisch für Muscle Cars ist die relativ starke Motorisierung, meist ein großer V8 Motor. Die Autos strotzten also nur so vor Kraft, daher auch der Name Muscle Car, der jedoch, was viele nicht wissen, erst später als Bezeichnung dieser Autos verwendet wurde. Damals hießen sie noch „Super-Cars“.

Die Anfänge
Das erste echte Muscle Car war der 1964 Pontiac GTO. In den Mittelklasse Coupé wurde ein leistungsstarker V8 Motor eingebaut, der Preis für das Kraftpaket war so niedrig, das vor allem Jugendliche und junge Erwachsene sich den Wagen leisten konnte. Das Konzept war ein großer Erfolg, während der Muscle Car Ära, die etwa bis 1973 anhielt, verkaufte Pontiac etwa eine halbe Millionen GTOs. Bald begannen auch die anderen bekannten Autohersteller in Amerika Muscle Cars zu bauen. Der Kampf in diesem Segment wurde zu einem regelrechten Krieg. Jedes Jahr kamen neue Modelle mit immer mehr Leistung und neuen Modifikationen auf den Markt, die Firmen lieferten sich Werbeschlachten um das beste Muscle Car. Die Autohersteller nahmen an der berühmten NASCAR Rennserie teil, um ihre Kraft zu demonstrieren.

Technische Highlights
Das Herzstück war natürlich der Motor. Die in V-Form angeordneten acht Zylinder wurden in einen Motorblock aus billigem Grauguss gefertigt. Die Abgasanlage war sehr simpel gebaut, und dämpfte den Schall des Motors nur bedingt. Dadurch entstand der unverwechselbare Sound der Muscle Cars. Über das Fahrwerk braucht man nicht groß zu reden, es war schlichtweg schlecht. Muscle Cars waren im Geradeausfahren fantastisch, sobald eine Kurve kam, war das Auto extrem zu schwer zu manövrieren. Die Bremsen wurden einfach aus den schwächeren Modellen der Hersteller genommen. Dadurch war die Bremskraft natürlich viel zu schwach für so ein Auto.

Ende des Booms
Der große Boom endete Anfang der 70er Jahre. Es gab zwei Hauptgründe für das Aus der Muscle Cars. Wenn man jungen Leuten Wagen mit bis zu 400 PS unter der Haube zur Verfügung stellt, passiert eines zwangsläufig: Viele Unfälle. Die Versicherungssumme für ein stark motorisiertes Vehikel erreichte astronomische Höhen. Ein anderer Grund war die Ölkrise 1973. Die Benzinpreise stiegen danach deutlich an. Und wenn man ein Auto fährt, das 30 Liter auf 100 Kilometer im Schnitt verbraucht, dann ist deutlich höherer Benzinpreis nicht unerheblich. Heute sind Muscle Cars beliebte Sammler Stücke.   Titelbild: pasphotography / Shutterstock.com